Kunst-Installation von Josephine Riemann (Detail): Künstlerpalette, die mit Farbklecksen von verschiedenen Zahncremes bedeckt ist. Im Hintergrund ist eine Staffelei und ein Malkasten mit Zahnpastatuben aufgebaut.

Über meine Arbeit

Bildinfo

‚Die erweiterte Palette‘ (Detail)
1994 | Installation
Künstlerpalette, diverse Zahnpastatuben, Farbkasten, Hocker, Staffelei, Zahnputzbecher, Zahnbürste, Spiegel
236 x 80 x 120 cm

Kunst-Installation von Josephine Riemann: Künstlerpalette, die mit Farbklecksen von verschiedenen Zahncremes bedeckt ist. Im Hintergrund ist eine Staffelei mit einem Spiegel und ein Malkasten mit Zahnpastatuben aufgebaut.
Über meine Arbeit – Kurzfassung
Ich bin vornehmlich eine Objekt- und Installationskünstlerin. Für mein Werk nutzte ich bereits existierende, mit Geschichte beladene, Dinge. Entsprechend einer gewählten Thematik werden Alltagsgegenstände von mir neu zusammengesetzt, in ihrer Bedeutung also erweitert. Sie könnten nun als ‚Hybridobjekte‘ oder ‚Zwitterdinge‘ aufgefasst werden.

Über meine Arbeit – Langfassung

Ich mache vor allem Objekte und Installationen. Der Entstehung der Werke geht eine intensive Beschäftigung mit persönlichen Themen voraus. Oft stehen Fundstücke am Anfang des Prozesses. Die praktische Arbeit beginnt mit dem Zeichnen, Schreiben, Sammeln von Fotos und der Recherche zu diesen Feldern von Interesse. Zeichnungen und analoge oder digitale Collagen sind in diesem Zusammenhang zweckgebunden: Sie sollen mir ‚Notizen‘ sein und Ideen verdeutlichen. Mein Instagram-Account versteht sich hierbei als veröffentlichter Arbeitsprozess.
In Folge ihrer intensiven Bearbeitung spiegeln sich die so erarbeiteten Themen für mich in alltäglichen Dingen. Ursprünglich disparate Gegenstände verbinden sich gedanklich und formal: Sie werden Zwitterdinge / Hybridobjekte, werden Gefäße für Gedanken und individuelle Historie. Bedeutungen und Namen von menschlichen Produkten verschieben / erweitern / erneuern / regenerieren sich. Paradigmen wechseln (vorerst gedanklich): Röhrenknochen werden zu Geigenhälsen, Schokoladenstücke zu Tasten, Gartenschläuche zu Fäden.

In einem nächsten Schritt erstelle ich einen Plan, um diese Metabolien in die Realität umzusetzen. Oft werden die Gegenstände für die Werke erst nach der Erstellung dieser Konzepte speziell von mir gesucht bzw. gefunden und dann zusammengesetzt. Die Entwürfe der Werke werden schließlich praktisch umgesetzt. Teilweise geschieht dies mit technischer Unterstützung von Fachleuten. Höhepunkt, manchmal auch Ausgangspunkt meiner Arbeiten, ist die Vereinigung der Objekte mit einem passenden Ort.
Die Installation Die erweiterte Palette ist Sinnbild meiner Entwicklung: Während ich anfänglich vor allem malte – und somit fast jede Idee in das Material ‚Farbe‘ transferierte – erweiterte sich mein Kunstbegriff in der 1990er Jahren. Da sich meine Werkstoffe fortan nach den Themen richten und nicht umgekehrt, ist nun passender Rohstoff nicht nur in den Geschäften für ‚Künstlerbedarf‘ zu finden, sondern an jedem Ort. Eine Zahncremetube kann beispielsweise als Behälter für Zahnpasta dienen. Mir kann sie auch ‚Farbtube‘ sein. Alles kann Material sein – mit allen Konnotationen.

male ich mit Zahncreme und Zahnbürste ...